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    Was macht Charlie Chaplin in Venezuela?

    Charlie Chaplin

    Jedes (aber auch wirklich jedes!) Kind in ganz Venezuela kennt ihn: den Mann, der aussieht wie Charlie Chaplin. Kaum ein Dorf, in dem nicht an (mindestens) einer Häuserwand sein Porträt prangt, die Zahl der Altäre und Gedenkstätten – unzählbar.

    Wer ist dieser Mann, der mindestens so präsent ist, wie „El Comandante“ und als Nationalheiliger verehrt wird?

    José Gregorio Hernández (1864-1919) war ein venezolanischer Arzt; der eigentlich Priester werden wollte. Er studierte Medizin an der Universidad Central de Venezuela (UCV) und konnte dank eines staatlichen Stipendiums seine Studien in Paris vertiefen.

    Während seiner Studien entwickelte er soziales Gedankengut und nahm sich vor, den Armen und Mittellosen medizinische Betreuung zukommen zu lassen. Fortan behandelte er Arme kostenfrei und kaufte die erforderlichen Medikamente von seinem eigenen Geld. So wurde er zum „Doktor der Armen“, wie er im Volk genannt wurde.

    Am 29. Juni 1919 starb er an der Straßenecke „Die Liebenden“ (Los Amantes) im Stadtteil La Pastora, Caracas – er wurde von einem der ersten Autos der Stadt angefahren.

    Schon kurz nach seinem Tod begann die Verehrung des „Doktors der Armen“. Schnell verbreitete sich die Meinung, dass an seinem Grab Wunder vollbracht wurden. Besonders verehrt wird er im María-Lionza-Kult, in dem sich Katholizismus, indigene Religionen und afrikanischer Voodoo vermischen.

    José Gregorio Hérnandez entwickelte sich so zum Volksheiligen, der bei Krankheit und vor größeren Reisen um Beistand angerufen wird. Vor gut zwei Jahren war es dann soweit: Am 30. April 2021 wurde Hérnandez von der katholischen Kirche selig gesprochen. Ein Ereignis, über das Monate im Voraus und noch lange danach auf allen Kanälen berichtet wurde.

    In Bildern und Figuren wird er als kleiner schwarz gekleideter Mann mit Hut dargestellt. Doch trotz dieser Ähnlichkeit käme kein Venezolaner darauf, diesen Mann für Charlie Chaplin zu halten.

    Auf diese Idee kommen nur von der Welt abgeschieden lebende Deutsche und fragen:

    „Was hat macht denn Charlie Chaplin in Venezuela?“

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